Liebe Geschwister,
der Sommer hat gerade erst begonnen. Am Wochenende hatten wir Temperaturen von über 30 Grad, und in wenigen Tagen starten die Sommerferien. Meine Kinder schauten mich heute Morgen ganz verwundert an, als ich sie fragte, was sie sich denn zu Weihnachten wünschen. Die Frage kam völlig unerwartet. „Vorher habe ich noch Geburtstag“, protestierte meine Tochter, und das stimmt natürlich. Bis Weihnachten ist es eigentlich noch lange hin, und vorher passiert noch eine Menge: mehrere Geburtstage, Ferien, Urlaub und noch vieles mehr. Und doch wissen wir: Wenn dann der Dezember da ist, geraten wieder viele Menschen (nicht alle) in den altbekannten Panikmodus. Weihnachtsfeiern, Geschenke besorgen, das Haus auf Hochglanz bringen und viele andere Vorbereitungen lassen die besinnliche Adventszeit alles andere als besinnlich erscheinen. „Weihnachten kommt immer so plötzlich“, sagen manche mit ironischem Unterton. Auf der anderen Seite wäre es allerdings auch merkwürdig, jetzt schon mit dem Schmücken des Hauses zu beginnen, Lichterketten in die Tannen zu hängen oder gar den leuchtenden Weihnachtsmann in den Vorgarten zu stellen. Beim Thema Weihnachten ist es letztlich gar nicht so schwer, den richtigen Zeitpunkt zu treffen. Im Herbst kann man sich schon einmal ein paar Gedanken über das Fest machen, und im Advent beginnen dann ganz konkret die Vorbereitungen.
Doch wie ist das bei anderen Lebensthemen? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Was muss ich jetzt klären, und was kann ich aufschieben? Immer wieder erlebe ich, dass Menschen wichtige Themen lange vor sich herschieben, während andere Dinge, die wir jetzt noch gar nicht beeinflussen können, unsere Gegenwart bestimmen. Aber worum muss ich mich jetzt kümmern, und was darf ich einfach auf mich zukommen lassen? Gott ist in dieser Frage sehr klar: Es gibt Dinge, die sind heute dran – und andere gehören ins Morgen. Die Frage, wie man zu Gott steht, ist keine für irgendwann, sondern eine für jetzt. Wie wäre es, wenn jemand einen Heiratsantrag bekommt und sagt: „Ich gebe dir eine Antwort, wenn ich Zeit habe, vielleicht wenn ich in Rente bin.“ Undenkbar, oder? Manche Fragen verlangen nach einer schnellen Antwort. Auch bei Themen wie Vergebung oder ungelösten Konflikten sagt Gott: Schieb es nicht auf. Jakobus wird in seinem Brief sehr deutlich, wenn er schreibt: „Woher wisst ihr denn, was morgen sein wird? Was ist euer Leben? Es gleicht einem Dampfwölkchen, das aufsteigt und sich sogleich wieder auflöst.“ (Jakobus 4,14) Manches sollte man heute klären, weil man nicht weiß, was morgen ist. Auf der anderen Seite spricht Jesus auch die Sorgen um den morgigen Tag an. Diese sollen nicht unser Heute bestimmen. Warum sich heute schon Gedanken über Probleme machen, von denen man gar nicht weiß, ob sie je eintreten? Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Oft höre ich den Einwand, dass man Sorgen nicht einfach abstellen kann – und das stimmt. Auch ich behaupte nicht, dass ich mir keine Sorgen mache. Ich merke bei mir selbst, wie meine Gedanken im Heute manchmal stark von dem beeinflusst sind, was morgen sein könnte. Aber ich merke auch: Je mehr ich mich an Gottes Prioritäten orientiere, desto leichter fällt es mir, im Heute zu leben – und dem Morgen zu vertrauen.
D. Behrens