Liebe Geschwister,
nur noch wenige Tage, dann werden etliche Kinder nach Hause kommen und das erste, was sie sagen, ist: „Endlich Ferien“, erleichtert jetzt sechs Wochen lang keinen Schulstress zu haben. „Endlich Urlaub“, werden in den kommenden Wochen auch etliche Erwachsene sagen, wenn die langen erwarteten Tage kommen, an denen man ausspannen kann, sich erholen und auch mal wegfahren.
Ich habe in den vergangenen Tagen aber gelesen, dass immer mehr Arbeitnehmer freiwillig auf Urlaubstage verzichten. Oft in schlecht bezahlten Berufen, aus Angst den Arbeitsplatz zu verlieren. Mitunter werden auch zwischendrin keine freien Tage mehr gemacht. Das macht mich nachdenklich, weil eine Unterbrechung von der Arbeit uns Menschen guttut. Ob es jetzt mehrere Tage sind oder ein regelmäßiger Tag in der Woche.
Weil Gott es gut mit uns Menschen meint, hat Gott schon im Alten Testament eine Unterbrechung der Arbeit gefordert: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst.“ Aber was heißt eigentlich Sabbat? Das Ursprungswort bedeutet ‚aufhören‘. Beim Sabbattag geht es also um einen „Tag des Aufhörens.“ Gott begründet diesen Tag des Aufhörens doppelt. Einmal weil Gott selbst sich zufrieden zurückgelehnt und einfach Pause gemacht hat, nachdem er die Welt erschaffen hat. Gott sagte dann, dass wir Menschen das genauso machen sollen. Und zum anderen sollten sie die Israeliten daran erinnern, dass ihre Vorfahren als Sklaven in Ägypten arbeiten mussten. Dort mussten sie ohne Pause unmenschlich schuften. Gott sagt, dass sie sich nun regelmäßig die Pause gönnen sollen, die ihren Vorfahren nicht vergönnt waren. Nicht nur sich selbst, sondern alle. Auch die Knechte, Mägde und Fremden sollten ausruhen. Gleiches Recht für alle. Das klingt nach einem alten Hut, aber dass immer mehr Menschen auf Urlaub und freie Tage verzichten zeigt, dass dieses alte Gebot Gottes nicht an Bedeutsamkeit verloren hat.
Der Beginn der Ferien erinnert daran, dass wir Unterbrechungen brauchen. Kinder von der Schule und wir Erwachsenen von der Arbeit. Wenn selbst Gott es sich gönnt mal nichts zu tun, wie viel mehr brauchen wir das? Natürlich gehört Arbeit zu unserem Leben dazu, aber ein Leben, dass keinerlei Unterbrechungen hat und nur aus Arbeit besteht, ist kein menschenwürdiges Leben. Der Sonntag und Urlaub sind dabei auch viel mehr als Pausen, die dem Erhalt der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit dienen. Wenn man in den Schöpfungsbericht schaut, fällt auf, dass der Ruhetag sofort nach der Erschaffung des Menschen folgt. Der Mensch muss nicht erst eine Woche schuften, bevor er sich den Ruhetag verdient hat. Zuerst kommt der Ruhetag und danach beginnt die Arbeitswoche. In dieser Abfolge lag für Dietrich Bonhoeffer eine grundsätzliche Wahrheit: „Die Feiertagsruhe ist das sichtbare Zeichen dafür, dass der Mensch aus der Gnade Gottes und nicht aus seinen Werken lebt.“ Bevor der Mensch anfängt, etwas zu leisten, ist er schon von Gott beschenkt.
Ich wünsche euch eine schöne Sommer- und Urlaubszeit, die mehr ist als die Wiederherstellung der Arbeitskraft. Ich wünsche euch, dass ihr diese Unterbrechungen als das erkennt, was sie sind: Geschenke Gottes.
D. Behrens
