Liebe Geschwister,
in der Advents- und Weihnachtszeit gibt es nicht nur besonderes Essen, auch Pflanzen spielen eine besondere Rolle. Zuerst natürlich der Weihnachtsbaum, der in vielen Haushalten steht oder den Innenstädten eine weihnachtliche Atmosphäre gibt. Daneben gibt es aber auch den Weihnachtsstern oder Zweige von Stechpalmen oder der Mistel. Eine weitere weihnachtliche Pflanze ist die Christrose. Der Legende nach ging ein Benediktinermönch namens Laurentius an einem Weihnachtsmorgen in den Klostergarten. Es war bitterkalt. Da entdeckte er eine Pflanze, die ein Missionar aus dem hohen Norden mitgebracht hatte. Es selbst hatte sie eingepflanzt und nun blühte sie aus dem Schnee heraus, und das mitten im Winter. Laurentius soll von diesem Anblick tief berührt gewesen sein. Während er die Blume betrachtete, sollen ihm Text und Melodie zu dem Weihnachtslied Es ist ein Ros entsprungen eingefallen ein. Bei Rosen denken wir ja gewöhnlich an rote Rosen, die eher in der warmen Jahreszeit blühen. Aber in der Legende war es wohl die winterharte Christrose, die auch bei Eiseskälte und Schnee noch blühen kann, die zu dem Lied inspirierte. Ob es wirklich so war? Das kann man nicht mehr sagen, aber die Botschaft ist trotzdem wahr und schön: Selbst in Dunkelheit und Kälte kann Gott etwas Wunderbares erblühen lassen, so wie auch sein Sohn im übertragenen Sinn dunkle und kalte Welt kam. Das Lied bezieht sich nicht nur auf eine Blume, sondern auch auf einen Vers beim Propheten Jesaja:
Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Jes 11,1f
Ich finde das Bild aus dem Bibelvers noch intensiver: Aus einem Baumstumpf wächst ein frischer Trieb. Wo mal ein Baum war und scheinbar nur noch tote Wurzeln in der Erde stecken, entsteht neues Leben. Dieser Baumstumpf ist ein Bild für die menschliche Vorfahrenreihe von Josef, von dem es in der Weihnachtsgeschichte heißt, dass er aus der Familie von König David stammt. Und weil Davids Vater Isai hieß wird vom Stamm Isais gesprochen. Jesus ist dieser Zweig, durch den diese königliche Familie wieder an Bedeutung gewinnt. Mal abgesehen von dem, was Jesus hier alles zugesprochen wird, dass mit ihm der Geist Gottes ist, Weisheit und Verstand, Stärke und Erkenntnis, zeigt es auch noch, wie Gott wirkt. Er lässt etwas wachsen, wo scheinbar nichts mehr geht und er lässt aus etwas Kleinem etwas ganz Wunderbares werden. Wo ist in deinem Leben etwas kalt und dunkel? Wo wirkt in deinem Leben etwas wie ein Baumstumpf, der nur noch tot ist? Ich glaube fest daran, dass mit Gottes Hilfe selbst da etwas wachsen und erblühen kann, wo ich selber nicht mehr dran geglaubt habe.
D. Behrens