Daniel’s Blickwinkel

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären ein Richter oder eine Richterin und Sie müssten aufgrund einer Straftat ein Urteil fällen. In der Gerichtsverhandlung sagen vier Zeugen aus und jeder erzählt exakt den gleichen Tathergang, selbst bis ins kleinste Detail. Im ersten Moment würde man vielleicht noch denken, dass es sich um eine ganz eindeutige Angelegenheit handelt, immerhin berichten doch alle dasselbe.

Aber wahrscheinlich würde es Ihnen so gehen wie mir, ich würde skeptisch werden. Vier absolut identische Berichte, das sieht eher danach aus, als hätte man sich abgesprochen und auf eine Geschichte, einen Tathergang geeinigt, um ganz gezielt eine Geschichte zu verkaufen. Und tatsächlich, ein Bericht wird erst dann glaubwürdig, wenn die Originalität der Person durchscheint und wenn auch Details genannt werden, die jeder aber unterschiedlich wahrnimmt.

Immer wieder erlebe ich, dass im übertragenen Sinn Jesus auf der Anklagebank sitzt. Ist das nicht alles nur eine Geschichte von damals, die sich von irgendwelchen Personen erdacht wurde? Sprechen nicht selbst die vier Evangelien gegen Jesus, da sie alle das Leben von Jesus mehr oder weniger unterschiedlich schildern? So lauten mitunter die Argumente, die gegen Jesus vorgebracht werden.

Aber spricht das wirklich gegen das Leben von Jesus? Ich sage Nein. Dass Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, jeder auf seine ganz eigene Art und Weise , über das Leben Jesu berichten, spricht für ihn. Jeder hatte seinen eigenen Blickwinkel auf Jesus. Und aus jedem dieser Blickwinkel heraus war etwas anderes wichtig oder bedeutsam. Jeder hat Jesus anders wahrgenommen und andere Schwerpunkte in seinem Evangelium gesetzt. Stellen Sie sich doch einmal vor, es gäbe nur einen Bericht über das Leben von Jesus. Ich fände das ein wenig eindimensional. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel auf das Leben von Jesus wird es plastisch und vielschichtig.

Daniel Behrens

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