Liebe Geschwister,
es ist Samstagnachmittag, die meiste Arbeit ist getan und die Predigt für Sonntag ist vorbereitet. Als ich aus dem Fenster schaue, merke ich erst, dass es ungewöhnlich sonnig und nicht zu kalt ist. Ich muss nicht lange überlegen, ziehe mich um und steige auf mein Rennrad. Die erste Runde draußen im Jahr 2024. Ich freue mich. Endlich wieder mit dem Rad unterwegs sein. Es geht über Greene, Beulshausen, Heckenbeck und Gandersheim. Auch wenn noch Januar ist und die Sonne nicht sehr hochsteht, spüre ich ihre Wärme und ihr Licht. So wie mir geht es auch noch anderen. Es sind mehr Menschen draußen als auf meiner letzten Runde im Dezember, als es grau und windig war. Ich muss dabei an einen Vers des Propheten Maleachi denken:
Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. Und ihr sollt herausgehen und springen wie die Mastkälber. Maleachi 3,20
Jetzt bin ich nicht gesprungen wie ein Mastkalb, aber so wie ich mich über die Sonne gefreut habe und aufs Rad musste, beschreibt Maleachi auch eine Freude über die Sonne der Gerechtigkeit. Diese Sonne ist ein Symbol für die Gegenwart Gottes. Vorher ist Maleachis Vision dunkler. Er schreibt davon, dass Gott die Gottlosen zur Rechenschaft ziehen wird. Maleachi wird konkret, schwache Menschen zu unterdrücken und auszubeuten, auch Fremdenfeindlichkeit sind neben anderen Merkmale der Gottlosigkeit (Mal 3,5). Aber aus der Dunkelheit heraus schildert Maleachi eine andere Zukunft der Menschen. Dabei nimmt er das Bild der aufgehenden Sonne und vor Freude springende Kälber. Ein Bild der Freude über die Gegenwart Gottes. Ich finde solche Bilder wichtig. Sie geben Zuversicht. Wir leben leider in einer Welt, in der die Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit, die Maleachi beschreibt, allgegenwärtig ist. Das kann einen schon runterziehen, genauso wie einen die Wintertage runterziehen können. Besonders dann, wenn die Zeit zwischen Auf- und Untergang nur kurz und der Himmel grau ist. Aber Gott ist stärker als alle Ungerechtigkeit. Er ist stärker als alle Ungerechtigkeit in der Welt, die wir im Fernsehen und der Zeitung Tag für Tag wahrnehmen. Und er ist auch stärker als alle Ungerechtigkeit, die von uns selbst ausgeht und die wir selbst zu verantworten habe. Maleachis Vision ist sozusagen auf der letzten Seite des Alten Testaments. Man muss also nicht lange weiterblättern und kann schon lesen, wie diese Sonne der Gerechtigkeit aufgeht: Jesus Christus, der das Licht Welt ist. In ihm erlebe ich die Vergebung für die Ungerechtigkeit, die auch von mir ausgeht. Ungerechtigkeit gibt es trotzdem noch in der Welt. Das hat sich durch Jesus nicht verändert. Aber wo es an mir liegt, kann ich aus der Kraft seiner Vergebung anders leben. Das ist ein Grund zur Freude.
D. Behrens
