Liebe Geschwister,
nun ist es wieder so weit, in den USA wird wieder ein neuer Präsident gewählt, oder eine Präsidentin. In den Zeitungen und im Fernsehen gab es in den letzten Wochen immer wieder Berichte über Donald Trump und Kamala Harris. Es wurde berichtet, wo sie im Wahlkampf aufgetreten sind und was sie gesagt haben. Es gab Dokumentationen über ihren Werdegang und ihre Positionen. Und es wurde spekuliert, wie sich die Welt verändern würde, je nachdem, wer an die Macht kommt. Das wird wahrscheinlich in den nächsten Wochen auch so weitergehen. Immer wieder werden auch in den Berichten die Menschen gefragt, wen sie wählen, warum sie sich so entschieden haben und wie ihre Meinung zur anderen Seite ist. In den Berichterstattungen merke ich, dass die jeweiligen Lager sehr drastisch über die Gegner sprechen. Da wundert es nicht, dass über die USA immer wieder als ein gespaltenes Land gesprochen wird. Ich möchte hier gar nicht über die politischen Positionen sprechen, mich bewegt viel mehr die Art und Weise, wie über Menschen gesprochen wird: beleidigend, verurteilend und lieblos. Wenn ich an die Wahlkämpfe vor den Landtagswahlen in unserem Land denke, und an die politische Situation grundsätzlich, merke ich, dass sich auch hier der Ton verändert hat. Ich habe bei den Landtagswahlen und überhaupt einen schärferen Ton wahrgenommen. Jetzt könnte man sagen: „Zu Recht. Immer mehr Rechtsradikale in den Parlamenten und eine Regierung, die nicht miteinander, sondern gegeneinander regiert. Und es gibt Probleme, die offenkundig sind, aber nicht angegangen werden.“ Ich bin auch dafür, wenn Missstände angesprochen werden. Aber aus christlicher Perspektive gibt es auch noch eine andere Linie als das Kritisieren, Beklagen und Meckern, die meistens zu kurz kommt. Im 2. Timotheusbrief, im zweiten Kapitel, Vers 2 heißt es:
Betet für die Regierenden und für alle, die Gewalt haben, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, in Ehrfurcht vor Gott und in Rechtschaffenheit.
Das Besondere an diesem Vers ist, dass die Regierenden zu der Zeit den Christen nicht unbedingt positiv eingestellt waren. Trotzdem werden sie aufgefordert für sie zu beten. Der Vers ist eine Zuspitzung des Wortes von Jesus aus der Bergpredigt: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen.“ Mt 5,44. Die Richtung ist klar: Bete für die, die gegen dich sind, die gegen dich und auch für die, mit deren Aktionen du nicht einverstanden bist. Das kann eine bestimmte Person sein oder aber auch die Regierung. Bete für die Menschen, für die dir Liebe fehlt. Ich frage mich dann immer, wie sich unsere Gesellschaft verändern würde, wenn wir in dem gleichen Maß für die Menschen beten würden, die wir kritisieren und über die wir meckern. Ich bin mir sicher, dass es was zum Guten verändern würde.
D. Behrens