Die Weihnachtsgeschichte: Ein Faktencheck

In dem Wort Weihnachtsgeschichte steckt das Wort Geschichte. Aber um was für eine Geschichte handelt es sich? Mythen, Legenden und Märchen sind Geschichten, die in der Regel ausgedacht sind, bestenfalls noch irgendwo einen wahren Kern haben.

Andererseits kennen wir das Wort Geschichte auch aus dem Schulunterricht. Dort geht es ja um Ereignisse, die wirklich passiert sind. Wie sieht es aber mit der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium, Kapitel zwei aus? Dazu ist eine Vorbemerkung wichtig: In den Texten der Bibel vermischen sich drei Anliegen. Es geht immer um Glaubensaussagen, es geht aber auch um historische Schilderungen und es geht mitunter auch um Poesie. Das ganze aber mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen.

In den Psalmen geht es um Glaubensaussagen und Poesie, weniger um historische Schilderungen. Anders sieht es bei der Weihnachtsgeschichte aus. Hier liegt der Schwerpunkt nicht bei der Poesie, sondern bei den Glaubensaussagen und historischen Schilderungen.

Lukas, der Autor des Evangeli- ums, schreibt gleich zu Beginn: „Nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erkundet habe.“ Aber was findet sich außerhalb der Bibel an Informationen, die die Weihnachtsgeschichte betreffen?

Ein Faktencheck: Kaiser Augustus und Herodes Die Geburt Jesu fällt in die Regierungszeit von Kaiser Augustus und Herodes dem Großen. Über beide Herrscher finden sich viele Informationen. Kaiser Augustus lebte von 63 v. Chr. bis 14 n. Chr. Er war ab 31 v. Chr. Alleinherrscher im römischen Reich. Herodes der Große lebte von 73 v. Chr. bis 4 v. Chr.. Aus den Lebensdaten ergibt sich, dass die Geburt Jesu wohl schon im Jahr 4 v. unserer Zeitrechnung stattfand. Quirinius Quirinius lebte von 45 v. Chr. bis 21. n. Chr. Dass er Statthalter von Syrien war, ist aber erst ab 6 n. Chr. belegt. Dadurch ergibt sich ein Problem. Jesus wäre zu dem Zeitpunkt also schon zehn Jahre alt gewesen.

Steuerschätzung: Anlass für die Reise von Maria und Josef von Nazareth nach Bethlehem war die Steuerschätzung des Augustus. Solche Steuerschätzungen waren im römischen Reich normal. Es gab zum Beispiel den sogenannten Reichszensus, bei dem alle römischen Bürger gezählt wurden. Um einen solchen kann es sich in der Weihnachtsgeschichte nicht gehandelt haben, da Maria und Josef keine römischen Bürger waren. Als römische Bürger hätte man ihren Sohn nicht kreuzigen dürfen. Dann gab es noch den sogenannten Provinzialzensus, der die Menschen ohne römisches Bürgerrecht in den Provinzen erfasste. Ein solcher ist erst 6 n. Chr. in außerbiblischen Quellen belegt. Eine Lösung wäre, dass Quirinius schon vorab eine Zählung zum Ende der Regierungszeit des Herodes veranlasst hatte, und dann eine weitere, als dann später Judäa der Provinz Syrien angegliedert wurde.

Herberge und Krippe: Die Geburt Jesu wird oft in einem Stall dargestellt. Diese Darstellungen sind in der Regel nicht korrekt. Die Bezeichnung für Herberge meint eher einen allgemeinen Ort zum Wohnen und nicht so etwas wie ein Hotel. In Bethlehem gab es zur Zeit der Geburt Jesu Wohnhöhlen. Diese Wohnhöhlen waren oft zweigeschossig. Oben waren der Wohnbereich und unten ein Bereich für die Tiere, in dem dann ein Futtertrog aus Stein war. In einen solchen Trog legten Maria und Josef dann wahrscheinlich ihr Kind. Ob ein Ochse und ein Esel dabeistanden, überliefern die Texte nicht. Diese beiden Tiere wurden erst sehr viel später in Darstellungen hinzugefügt und sind mittlerweile fester Bestandteil der Darstellungen. Angeblich sollte der Ochse das jüdische Volk, der Esel alle übrigen Völker symbolisieren.

Wahrheit oder Märchen? Aus historischer Sicht muss man zugeben, dass die Weihnachtsgeschichte ein paar (nicht unlösbare) Schwierigkeiten bereithält. Die eigentliche Glaubensaussage des Textes bleibt aber bestehen: Gott kommt aus seiner zeitlosen Ewig- keit in unsere Zeit. Die Geburt Jesu ist verankert in den historischen Ereignis- sen unserer Geschichte.

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