Liebe Geschwister,
letzte Woche war unser Wohnzimmer voll mit Kisten voller Lego und überall lagen Baupläne herum. In jeder Ecke des Raumes waren Bausteine und Bausätze. Manche Bausätze waren komplett zusammengebaut, manche waren halb fertig und bei manchen Bausätzen konnte man nur erahnen, was es mal war oder wieder werden soll. Was war passiert? Unsere Kinder bekommen immer wieder mal Lego geschenkt. Zum Geburtstag, zu Weihnachten und manchmal sparen sie auch selber, um sich ein Bausatz zu kaufen, den sie sich schon lange gewünscht haben. Dann wird der Bausatz aufgebaut. Bei größeren Bausätzen kann es schon mal ein paar Stunden dauern, bis er fertig ist. Es gibt ja Menschen, die sich diese Legobausätze einfach nur hinstellen, aber meine Kinder spielen dann damit, und das bleibt nicht ohne Folgen. Zuerst sind es nur Kleinteile, die irgendwo fehlen. Das kann man noch immer schnell reparieren. Manchmal kommt es aber auch zu größeren Schäden, zum Beispiel wenn der X-Wing gegen den Tie-Fighter kämpft. Falls dir das nichts sagt, das sind Raumschiffe. Das Resultat ist ein Haufen Legosteine, der nur noch erahnen lässt, was er mal gewesen ist. So ist es bei uns passiert. Fast alle Bausätze waren zerstört. Als Eltern haben wir bemerkt, dass unser Sohn schon etwas traurig war, als ihm bewusst wurde, dass seine ganzen geliebten Bausätze nur noch in Einzelteilen existierten. Also startete meine Frau mit einer großen Sortier- und Bauaktion, die sich über mehrere Tage hinzog. Das Ziel war, so viele Bausätze wie möglich wieder zu reparieren. Am Ende waren die Bausätze nicht immer ganz genauso wie im Bauplan vorgegeben. Manche Steine ließen sich nicht finden und wurden deshalb mit andersfarbigen Steinen ersetzt. Aber am Ende standen etliche Bausätze wieder zusammengebaut in unserem Wohnzimmer herum, bereit zum Spielen. Du kannst dir sicher das Lächeln auf dem Gesicht meines Sohnes vorstellen, wenn wieder ein Bausatz fertig gebaut war.
Wenn ich die letzten Tage auf dem Sofa saß, umringt von Kisten voller Lego, Bauplänen und Bausätzen, dann müsste ich oft daran denken, dass darin viel Symbolik steckt. Das Leben von uns Menschen ist doch auch oft wie so ein Lego-Bausatz. So wie das Spielen der Kinder seine Spuren hinterlässt und auch mal was kaputt geht, so hinterlässt das Leben auch immer wieder seine Spuren. Nicht nur am Körper geht mal was kaputt, das bringt das Älterwerden ja so mit sich, auch an der Seele. Ich denke da an Enttäuschungen, Streit und Schicksalsschläge. Alles das für mitunter dazu, dass in unserem inneren Menschen etwas kaputt gehen kann. Bei manchen Menschen sogar sosehr, dass sie innerlich komplett zerstört sind. Wenn ich mir anschaue, wie Jesus Menschen begegnet, wird mir immer wieder bewusst, dass auch er am Reparieren ist. Nicht Lego-Bausätze, sondern das Leben von Menschen. Manchmal repariert er das Äußerliche, das Offensichtliche. Ich denke da an gelähmte, blinde oder aussätzige Menschen. Jesus hatte aber auch immer den inneren Menschen im Blick. Da wo etwas im Inneren eines Menschen zerbrochen ist, hat er es repariert, oder etwas frömmer formuliert: Er hat es heil gemacht. In den Psalmen wird Gott so beschrieben: „Er heilt die zerbrochenen Herzen und verbindet offene Wunden.“ (Psalm 147,3)
Als ich so da saß, dachte ich mir: Wir Menschen sind doch wie so ein Legobausatz. Wir sind nicht dazu bestimmt, in Einzelteilen am Boden zu liegen. Wir sind dazu bestimmt heil zu sein. So hat es sich Gott gedacht. Und deshalb möchte er das, was in uns zerbrochen ist reparieren. Ein Gedanke kam mir noch. Wenn in einem Menschen durch die liebevolle Zuwendung Gottes etwas Zerbrochenes wieder Heil wird, dann lächelt Gott mindestens genauso wie mein Sohn an dem Morgen, als er seinen geliebten X-Wing wieder zusammengebaut im Wohnzimmer hat stehen sehen.
D. Behrens
