Einer muss den Anfang machen

Liebe Geschwister,

in der letzten Woche waren wir als Gemeinde wieder auf der Landesgartenschau. Um auch was für Kinder anzubieten, hatten wir mehrere Kisten mit den sogenannten Kapla-Steinen das sind kleine flache Bauklötze in der Größe von circa 0,7 x 2,1 x 10,5 cm. Es gab Tage, da stand am späten Nachmittag Türme von über zwei Meter aus diesen Bauklötzen. Bis so ein Turm fertig war, dauerte es natürlich. Ich habe dabei aber eine interessante Beobachtung gemacht: Einer muss den Anfang machen. Wenn ich vormittags zum Ankerplatz kam, den Platz der Kirchen auf der Landesgartenschau, habe ich die Grundplatte und die Kisten mit den Klötzen herausgestellt. Oft kamen Personen vorbei, die auf die Bauklötze zeigten und sagten: „Oh guck mal Kapla-Steine“, und dann weitergingen. Ich habe es nicht einmal erlebt, dass jemand bei der leeren Platte angefangen hat zu bauen. Ganz anders war das, wenn ich oder jemand anderes den Anfang gemacht haben. Wenn schon ein Turm da war und so circa eine Höhe von 80 cm hatte, passierte es immer wieder, dass Menschen dazu kamen und mit gebaut haben. Wenn der Turm eine bestimmte Höhe hatte, blieben Menschen ganz von alleine stehen, um ein Stück weiter zu bauen. Manche legten nur eine Reihe Steine auf den Turm und andere blieben für eine längere Zeit und bauten umso mehr mit. Das hat mir gezeigt, dass jemand mitunter den Anfang machen muss, damit etwas entsteht oder in Gang kommt. Die bloße Vorstellung, dass aus ein paar Kisten mit Klötzen mal ein großer Turm werden kann, reicht nicht, es muss schon etwas Sichtbares da sein. Das motiviert zum Mitmachen und Weitermachen. 

Was ich bei den Türmen aus Bauklötzen beobachtet habe, lässt sich auch auf viele andere Lebensbereiche übertragen: Einer muss den Anfang machen. Ich denke da zum Beispiel an das Thema Vergebung. Wie oft passiert es, dass Menschen in Streit geraten und dass mitunter auch nur aufgrund von einer Kleinigkeit. Es wäre leicht, die Probleme aus der Welt zu schaffen, aber beide Seiten sehen keinerlei Veranlassungen, den ersten Schritt zu machen, weil jeder der Meinung ist, dass der andere doch den Streit begonnen hat. Und weil keiner den Anfang machen will, wird der Streit nicht geklärt und wird mitunter sogar schlimmer. Ganz anders ist das, wenn jemand über seinen Schatten springt und den Anfang macht, ungeachtet dessen, ob er wirklich der Auslöser für den Unfrieden war oder nicht. Wenn einer anfängt, auf den anderen zuzugehen, können sich Menschen versöhnen. Diese Haltung sehen wir auch bei Gott. Gott hat nicht gewartet, bis es uns Menschen irgendwie gelingt, ihn, den ewigen Gott zu erkennen. Gott hat den Anfang gemacht. Gott ist in Jesus Christus auf uns Menschen zugegangen, um uns zu zeigen, wie er ist und wie wir ein gelingendes Leben führen können. Es gibt viele Bereiche, wo es darauf ankommt, dass einer den Anfang macht, aber ich bleibe noch einmal bei dem Thema Streit und Konflikte. Jesus sagt:

“Wenn dein Bruder – oder deine Schwester –dir Unrecht tut: Geh hin.“ Mt 18,15

Mit anderen Worten sagt Jesus: „Einer muss den Anfang machen, und das bist du. Warte nicht, bis der andere kommt.“ Zugegeben, das ist nicht einfach. Der sprichwörtlich erste Schritt ist immer der schwerste. Aber du bist dabei nicht alleine. Meine Erfahrung ist, dass wo Menschen sich aufmachen, um Frieden zu stiften, da gehen sie nicht alleine. Jesus geht immer mit. Musst du jetzt vielleicht an einen bestimmten Menschen denken? Dann warte nicht, sondern mache den Anfang.

D. Behrens

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