Liebe Geschwister,

es ist Montag Morgen und ich sitze bei meinen Kindern im Wohnzimmer, die gerade dabei sind, ihre Adventskalender zu öffnen. Auf dem Tisch liegt noch ein Buch, in dem ich am Sonntagnachmittag gelesen habe. Ein Buch über Erziehung. Als ich Vater wurde, habe ich mir vorgenommen, regelmäßig ein Buch über Erziehung zu lesen, aktuell ein Buch über den Umgang mit Kindern, die kurz vor der Pubertät stehen mit dem Titel: „Erziehungsstatus kompliziert.“  Als meine Tochter es entdeckt, nimmt sie es und versucht den Titel zu lesen. Nach einem kurzen Augenblick fragt sie mich erstaunt: „Ist das ein Buch über Erziehung?“  „Ja“, sage ich. „Das brauchst du nicht“, sagt sie, woraufhin ich nachfrage: „Warum nicht?“ Mir kommen sofort Antworten in den Sinn, die ich gerne hören würde. Zum Beispiel, dass ich ein so guter Vater bin und deshalb keine Erziehungsratgeber nötig habe. Gespannt warte ich auf ihre Antwort. Mit einem schelmischen Lächeln sagt sie: „Wir sind so artige und brave Kinder, wir brauchen keine Erziehung.“ Ich habe das dann mal so stehengelassen, fünf Minuten später wurde ich auch schon vom Gegenteil überzeugt. Schön wäre es, wenn meine Kinder keine Erziehung nötig hätten, wenn sie sich immer zu benehmen wissen und auf alle Situationen des Lebens vorbereitet wären. So ist es ja aber nicht, ich weiß es und dass Lächeln meiner Tochter sagte mir, dass sie das auch selber weiß. Wenn ich so darüber nachdenke, wird mir bewusst, dass das aber sehr viel wert ist: Das Wissen, dass man nicht immer alles richtig macht, nicht perfekt ist und dass man Hilfestellung braucht. Wie oft denken Menschen, dass sie immer im Recht sind und dass sie in der Regel alles richtig machen, und dabei nicht mal die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass dem nicht so ist? Ich beziehe das auch auf mich. Ich gehe auch erst mal davon aus, dass ich das meiste richtig mache, dass ich niemanden durch mein Verhalten verletze oder einen Anlass zum Ärger biete. Das Leben wäre ja auch anstrengend, wenn ich ständig an mir selbst zweifeln würde. Aber ich möchte offen für Korrektur sein. Ich möchte offen sein für Gottes Erziehung in meinem Leben, wenn er durch seinen Heiligen Geist oder durch andere Menschen zu mir spricht. Das Tolle ist doch, dass Gott es mir nicht nachträgt, wenn ich falsch handle. Gott hält es mir nicht ewig vor, wenn ich Anlass zum Ärger biete. Gott vergibt und das befreit, um zu seinen Fehlern zu stehen, damit ich in Zukunft besser handeln kann. Gottes Erziehung ist da sehr unkompliziert.     

D. Behrens