Liebe Geschwister,
die Zeit vor Weihnachten ist geprägt von Vorfreude, einer Erwartungshaltung und Vorfreude. Alles ist bunt, schillernd und verlockend: Dekoration, Leckereien, Weihnachtsmärkte, Kerzen, Lichter und vieles mehr. Der Adventskalender bietet jeden Tag ein Stückchen Schokolade an. Wie anders ist die Zeit vor Ostern. Keine Ostermärkte, keine Osterkalender. Etwas Dekoration gibt es schon, Hasen und Eier in Pastelltönen stimmen uns auf den Frühling ein, aber das war es dann auch schon. Irgendwie würden Ostermärkte, bei denen es üppig zu essen gibt, auch nicht in diese Zeit passen. Traditionell ist die Zeit vor Ostern Fastenzeit. Es geht um Verzicht, es geht ums Kreuz und um Sünde. Ich muss bei dem Thema Fasten oft an ein Gleichnis von Jesus denken. Jesus beschreibt zwei Menschen, die so ganz anders sind:
Zwei Männer gingen zum Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich hin und betete leise: ›Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen – kein Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder Zolleinnehmer wie dieser hier. An zwei Tagen in der Woche faste ich. Und ich gebe sogar den zehnten Teil von allem, was ich kaufe.‹ Der Zolleinnehmer aber stand weit abseits. Er traute sich nicht einmal, zum Himmel aufzublicken. Er schlug sich auf die Brust und sagte: ›Gott, vergib mir! Ich weiß, dass ich ein Sünder bin.‹ Das sage ich euch: Der Zolleinnehmer ging nach Hause und war nun vor Gott gerecht –im Unterschied zu dem Pharisäer. Lk 18,10-14
Ich weiß, dass die Pharisäer in der Regel kein gutes Ansehen genießen. Jesus gerät auch immer wieder mit ihnen hart aneinander. Trotzdem möchte ich ein bisschen für sie Partei ergreifen. Es ist doch gut, dass er bestimmte Dinge nicht tut, dass er sich kein fremdes Eigentum aneignet und seine Frau nicht betrügt. Es ist auch gut, dass er spendet. Der Pharisäer will wirklich ganze Sache mit Gott machen, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass er zweimal in der Woche fastet. Eigentlich eine gute Sache. Das Fasten sollte helfen, sich auf Gott auszurichten. Aber genau das geht schief. Anstatt das der Pharisäer den gnädigen und barmherzigen Gott mehr in den Fokus bekommt, stellt er sich selbst in den Mittelpunkt. Er ist stolz auf seine Leistung und seinen Lebensstil: „Danke, dass ich nicht so bin wie die anderen.“
Viele Menschen fasten bis Ostern, wobei die Formen des Verzichts vielfältig geworden sind. Verzichtet wird auf Süßigkeiten, das Smartphone, Social Media, Fernsehen, das Auto, Fleisch, Alkohol und noch vieles andere. Als Christ sollte es einen näher zu Gott führen, weil man auf etwas verzichtet, das einen zu hohen Stellenwert bekommen hat, oder es sollte zur Dankbarkeit führen. Der Winter bedeutet für mich immer Fahrrad-Fasten, weil es das Wetter nicht zulässt. In dieser Zeit, in der ich mein geliebtes Hobby nicht so machen kann, werde ich aber dankbar. Ich bin dankbar dafür, dass ich so gesund bin um mit meinem Fahrrad unterwegs sein zu können. Und ich bin dankbar für die vielen Momente des Gebets und die guten Gedanken, die daraus entstanden sind. Gibt es etwas, auf das du in der Fastenzeit verzichtest? Ich wünsche dir, dass es dir hilft, dich auf Gott auszurichten und in die Dankbarkeit führt.
D. Behrens