Liebe Geschwister,

es gibt Aufgaben, die schiebe ich gerne vor mir her. Vergangene Woche wurde mir das wieder einmal bewusst. Unser Auto musste zur Hauptuntersuchung. In meinen Gedanken waren Sätze wie: „Das musst du auch noch machen“, oder „Nächste Woche mache ich einen Termin.“ Gemacht habe ich aber nichts. Als ich dann wieder einmal am Auto vorbeiging, schaute ich auf die Plakette. Geschockt merkte ich, dass die Hauptuntersuchung schon seit vier Monaten fällig war. Ich hatte nicht nur durch das ständige vor mir herschieben Zeit verloren, sondern ich hatte mich auch noch im Monat geirrt. Hätte mich die Polizei angehalten, wäre ein Bußgeld fällig gewesen. Für das, was sprichwörtlich als „auf die lange Bank schieben“ bezeichnet wird, gibt es auch ein Fachwort: Prokrastination. Aufgaben werden so lange verschoben oder immer wieder unterbrochen, sodass die Aufgaben gar nicht oder nur unter Druck fertiggestellt werden. Weil dieses Aufschieben bei den Menschen dann auch einen gewissen Leidensdruck entstehen lässt, gibt es viele Tipps und Ratschläge. Große Aufgaben Schritt für Schritt erledigen, Unterstützung im Umfeld suchen oder sich den Erfolg und das positive Gefühl nach Erledigung der Aufgabe vorstellen. Die Liste an Ratschlägen ist lang. Ich habe mich aber gefragt, warum ich manche Aufgaben sofort angehe und andere lange vor mir herschiebe? Warum fällt es mir leichter jeden Sonntag vor einer Gruppe von Menschen zu stehen und zu predigen als mein Auto zur Hauptuntersuchung zu bringen? Ich glaube, dass das Aufschieben viel mit Ängsten und Befürchtungen zu tun hat. Wenn ich an die Hauptuntersuchung meines Autos denke, dann denke ich auch an die Mängel, die entdeckt werden könnten und hohe Werkstattkosten. Also schiebe ich es vor mir her, was aber gar nichts bringt, weil irgendwann muss ich das Auto vorstellen. es gibt einen Bibelvers, der mich ermutigt, wenn ich etwas vor mir herschiebe:

„Tu, was dir vor die Hände kommt, denn Gott ist mit dir.“ 1. Samuel 10,7 

Diese Worte sagte der Prophet Samuel zu Saul, als Saul König über Israel wurde. Wie sich Saul wohl in dem Moment gefühlt hat? Neben allen Annehmlichkeiten die er es König in Zukunft genießen konnte, bedeutet diese Aufgabe aber auch eine große Verantwortung zu tragen. Viele Aufgaben lagen vor ihm und er musste vielen Menschen mit ihren Anliegen gerecht werden. Vielleicht kennst du auch solche Situationen, wo sich die Anforderungen an dich auf einmal wie ein großer Berg auftürmen. Nicht jeder ist dann sofort mit vollem Einsatz dabei die Aufgaben abzuarbeiten. Manchmal fängt man dann auch an Unangenehmes vor sich herzuschieben und manche Menschen resignieren komplett. Der Prophet Samuel mochte Saul dazu ermutigen im Heute zu leben und die Aufgaben anzunehmen. Gott ist mit ihm, in allem was unmittelbar vor ihm liegt. Mich ermutigt der Vers Unangenehmes nicht lange aufzuschieben, weil Gott jetzt mit mir ist. Gott ist mit dir, wenn du das notwendige Gespräch suchst, das vielleicht schon so lange vor dir herschiebst. Gott ist mit dir, wenn du auf andere zugehst und Versöhnung suchst. .Gott ist mit dir, wenn du das Neue wagst, zu dem Gott dich berufen hat. Falls du dich gefragt hast, was mit unserem Auto war? Meine Frau hat einen Termin in der Werkstatt gemacht. Ein paar Tage später haben wir es hingebracht und konnten es mittags wieder abholen. Ohne Mängel bestanden. Und das mit 180.000 Kilometer auf dem Tacho. Alle Befürchtungen waren unbegründet.

D. Behrens