Liebe Geschwister,

es ist nicht so, dass unsere Kinder wenig Spielzeug haben. Manchmal sieht man kaum den Boden, weil so viele Spielsachen in den Zimmern verteilt sind. Dabei sind auch einige überaus teure Spielsachen. Manche wurden geschenkt und für manche haben meine Kinder gespart, um sie sich dann selber zu kaufen.

Manchmal frage ich mich, ob sie überhaupt selber wissen, was sie alles besitzen. Wenn wir etwas aussortieren wollen merken wir aber, dass das nicht so einfach ist. Jedes Spielzeug in ihrer Welt hat seine Daseinsberechtigung. Vor einigen Tagen saß ich im Büro. Ich hörte Schritte die Treppe hochkommen. Ich erkannte, dass es mein Sohn sein muss. Es musste etwas passiert sein.  Dass hörte ich an der Art und Weise, wie er die Treppe hochging. Als er an meinem Schreibtisch stand, hielt er ein Spielzeugauto in der Hand, bei dem vorne ein paar Kunststoffteile abgebrochen waren. Das waren nicht die einzigen Gebrauchsspuren. Dass es ein Polizeiauto ist, konnte man noch erkennen, aber es war schon viel Farbe abgeplatzt. Die Anhängerkupplung und die Blaulichter waren abgebrochen, die Scheibe in der Heckklappe war auch nicht mehr da.

Später habe ich mal recherchiert, das Auto war um die zwanzig Jahre alt. Irgendwie ist es irgendwann einmal in unseren Haushalt gelangt. Mein Sohn hatte dann eine Sprungschanze aus Lego gebaut, über die sämtliche Spielzeugautos fahren mussten. Für diesen alten Mercedes war das dann aber zu viel. Mein erster Impuls war, dass es etwas für die Mülltonne ist. Bei dem Alter und den Schäden lohnte es meines Erachtens nicht mehr, es zu reparieren. Mein Sohn schaute mich an und ich sah, dass er traurig war. Für ihn war dieses Auto wichtig. Auch wenn sein Zimmer voller Spielsachen ist, die jünger und vor allem heil sind, dieses Auto bedeutete ihm etwas. „Kannst du es reparieren?“, fragte er mich. „Ja“, antwortete ich, „mache es wieder heil.“ 

Wie unterschiedlich sind doch mitunter unsere Perspektiven. Was für mich Müll war, war für meinen Sohn wertvoll. Das ist nicht nur bei Spielzeugautos so, auch bei uns Menschen. Mitunter fühlen wir uns ja selber wie so ein Spielzeugauto, in die Jahre gekommen und mit so manchen Kratzer. Manchmal auch mit größeren Beschädigungen. Aber unsere Perspektive ist nicht Gottes Perspektive. Gott legt andere Maßstäbe an. Zu seinem Volk Israel sagt Gott: 

„Du bist teuer in meinen Augen und wertvoll und ich habe dich lieb.“ Jes 43,4.

Das sagt er, obwohl nicht alles so war, wie es sein sollte. Wenn du dich also mal wie so ein Spielzeugauto fühlst, in die Jahre gekommen, mit Kratzern, an dem auch manches kaputt gegangen ist, dann ist Gott für dich wie so ein kleiner Junge, der an dir festhält und dich nicht wegwirft, der sich für dich einsetzt, damit du heil wirst, weil du ihm wichtig und wertvoll bist. 

D Behrens