Liebe Gemeinde, liebe Leser,

Kinder können manchmal seltsame Fragen stellen. Bei einem Urlaub an der dänischen Küste hat mir meine Tochter eine dieser seltsamen Fragen gestellt. Sie fragte: „Papa, können Steine eigentlich sprechen?“ Auf welche Ideen Kinder manchmal kommen können. Ein wenig später am Strand stieß mein Fuß zufällig auf einen kleinen Gesteinsbrocken. Und siehe da, es war ein Fossil. Genauer gesagt ein versteinerter Seeigel. Ich habe diesen Stein in die Hand genommen. Und irgendwie tat er dann das, was ich meiner Tochter versucht hatte auszureden: Er fing an zu sprechen. Natürlich nicht in Dezibel messbar, aber doch in Gedanken deutlich zu verstehen. „Wie alt diese Versteinerung wohl ist?“, dachte ich.

Während er am Strand lag, kamen die Menschen in diese Gegend. Sie bauten Hütten, später auch feste Häuser. Familien taten sich zusammen, es entstanden Sippen und Stämme. Königreiche nahmen Gestalt an und fielen wieder in sich zusammen. Die Menschen fuhren mit Schiffen und großer Hoffnung in die Ferne, andere blieben zu Hause. Immer wieder mussten sie dem Boden ihre Nahrung abringen. Kinder wurden geboren, wurden älter und starben. Während all dieser Zeit lag dieses kleine Fossil an der Küste. Und plötzlich stößt ein Mensch in seinem Urlaub mit dem Fuß daran und kommt ins Nachdenken.

Heute weiß ich: Steine können sprechen. Sie sprechen eine Sprache, die uns hilft, unser Leben richtig einzuschätzen. Die Steine erzählen uns etwas von der Vergänglichkeit unseres Lebens. Manchmal kommt uns eine Stunde Wartezeit beim Zahnarzt unendlich lang vor. Verglichen mit der Dauer eines Steines ist unser Leben aber nicht viel länger als ein Herzschlag. Und die Steine vermitteln uns mit ihrem fast unendlichen Alter auch eine Sehnsucht nach Geborgenheit in der Vergänglichkeit. Im Psalm 18 der Bibel beschreibt ein Mensch Gott als solchen, der diese feste Geborgenheit vermitteln kann. Der Beter sagt zu Gott: „Du mein Fels, meine Burg, mein Retter, du mein Gott, meine sichere Zuflucht, mein Beschützer, mein starker Helfer, meine Festung auf steiler Höhe!“

Euer Pastor Dr. A. Schnepper

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