Liebe Geschwister,
ich mag diese Tage im März und April, wenn die Knospen an den Pflanzen im Garten immer größer werden und sich dann immer mehr Blätter und Blüten zeigen. Letzte Woche habe ich etwas Zeit im Garten verbracht, unter anderem um endlich die Weihnachtsbeleuchtung abzunehmen. Dabei fiel mir auf, dass sich am Spielturm meiner Kinder unter der Rutsche ein kleines Hornveilchen gesät hatte. Die kleine Blume war in der untersten Ecke der Rutsche, sodass sie leicht zu übersehen war. Einen Tag später waren meine Kinder im Garten und spielten. Irgendwann kam meine Tochter ins Haus gelaufen und erzählte ganz begeistert: „Unter der Rutsche war eine Blume, die habe ich in meinen Garten gepflanzt. Unter der Rutsche hätte man ihre Schönheit gar nicht gesehen.“ Mir gefiel, dass meine Tochter die kleine, versteckte Blume entdeckt hatte. Sie sah das Unscheinbare und hatte ein Auge für die Schönheit der Blume. Und noch mehr gefiel mir, dass sie die Schönheit der Blume zur Geltung bringen wollte. Also nahm sie ihre rosa Gartenschaufel, grub die Blume aus und pflanzte sie in eine Ecke unseres Gartens, die sie zu „ihrem Garten“ erklärt hatte. Abschließend kamen noch ein paar mahnende Worte: „Da fährst du aber nicht mit dem Rasenmäher hin.“
Mich erinnert dieser Ortswechsel der Blume an Karfreitag und Ostern. Als Christ glaube ich, dass ich nach meinem Ableben nicht im Tod bleiben, sondern ein ewiges Leben bei Gott haben werde. Bei Ostern geht es also um einen Ortswechsel, allerdings mit einem entscheidenden Umweg. Jesus ist nicht direkt zu seinem himmlischen Vater auferstanden. Jesus blieb nicht im Grab, er ging auch nicht direkt in den Himmel, sondern er ging zu den Menschen. Er ging zu seinen Jüngern, die noch unter Schock standen und das Erlebte verarbeiten mussten. Jesus ging dahin, wo die Angst und Resignation sich breitgemacht hatte und stellte sich der Furcht entgegen. Die Auferstehung, wie sie in der Bibel berichtet wird, ist also nichts, was im Verborgenen geschieht. Gott macht einen Ortswechsel, raus aus dem Tod hinein ins Leben, zurück in unsere Welt. Warum? Wäre Jesus direkt aus dem Grab zum Vater auferstanden, hätte man die Schönheit der Auferstehung nicht gesehen. Natürlich wäre das auch möglich gewesen, aber so wurden die Frauen am Grab und die Jünger von dem ergriffen, was Gott getan hatte. Die Auferstehung war nicht nur ein abstrakter Gedanke, sondern eine ganz konkrete Erfahrung, die zuerst die Frauen und dann auch die Jünger weitererzählen wollten. Schöne Dinge teilen wir gerne mit, das war damals genauso wie heute.
Ich wünsche dir, dass dir in dieser Woche mit Karfreitag und Ostern die Schönheit der Auferstehung bewusst wird. Nichts kann den Menschen von Gottes Liebe trennen und nichts kann Gott im Tod festhalten. In Jesus Christus gibt es die Auferstehung und das ewige Leben.
D. Behrens
