Liebe Geschwister,

kennst du das? Du packst einen Koffer für eine Reise und plötzlich ist er voll. Eigentlich möchtest du aber noch einige Dinge einpacken. Also überlegst du. Was ist wirklich wichtig? Unterwäsche und Zahnbürste müssen mit, keine Frage. Aber brauchst du zwei Bücher oder reicht doch eins? Brauchst du den dicken Pullover oder wird es die ganze Zeit warm bleiben? Also packst du alles wieder aus, worauf du auch ein paar Tage verzichten kannst und gewinnst in deinem Koffer Raum für das, was dir wirklich wichtig ist. Letzte Woche hat die Fastenzeit begonnen. Im Grunde ist Fasten wie Kofferpacken. Du lässt weg, worauf du auch mal verzichten kannst. Du lässt weg, was viel Raum einnimmt. Fasten bedeutet für einen bestimmten Zeitraum sich Freiräume zu verschaffen. Warum? Um sich selbst zu beweisen, dass man auch mal für eine bestimmte Zeit auf etwas verzichten kann? Um abzunehmen und für die Gesundheit? Das sind gute Gründe, aber das ist nicht das Fasten, von dem in der Bibel die Rede ist. Fasten ist auch kein Tauschhandel mit Gott, so nach dem Motto: „Wenn du auf eine Mahlzeit verzichtest, werde ich dir im Gegenzug einen Wunsch erfüllen.“ Nein, das hat mit Fasten nichts zu tun. Wenn in der Bibel vom Fasten die Rede ist, geht es darum, die entstandenen Freiräume zu nutzen und sich auf Gott auszurichten. Jesus wurde mal von den Jüngern von Johannes dem Täufer direkt nach dem Fasten gefragt:

„Wie kommt es, dass wir und die Pharisäer regelmäßig fasten, aber deine Jünger nicht?“ Jesus antwortete: „Können die Hochzeitsgäste mit Trauermienen herumsitzen, solange der Bräutigam unter ihnen ist? Die Zeit kommt früh genug, dass der Bräutigam ihnen entrissen wird; dann werden sie fasten.“ Mt 9,14f

Wer fastet, drückt damit seine Sehnsucht nach Gott und nach Jesus aus. Solange Jesus bei seinen Jüngern war, gab es keinen Grund zum Fasten, weil er ja bei ihnen war. Nach Himmelfahrt konnten die Jünger sich aber nicht mehr direkt an Jesus wenden. Anstelle des direkten Gesprächs rückte das Gebet. Und weil es auch immer wieder Zeiten im Leben gibt, in denen man mehr Gebet braucht, macht es Sinn auf etwas zu verzichten, dass Zeit in Anspruch nimmt. Zu biblischen Zeiten war das die Zubereitung und Aufnahme von Nahrung. Heute kann das was ganz anderes sein. Der Grundgedanke bleibt: Ich tausche Zeit mit X durch Zeit mit Gott, mit Jesus. Beim Fasten geht es also weniger um Verzicht, sondern vielmehr darum Raum im Leben zu gewinnen, den man mit Gott auffüllt.

D. Behrens