Rückenwind

Liebe Geschwister,

es ist Dienstag Nachmittag. Ich starte meine regelmäßige Rennradrunde von Sebexen nach Freden und wieder zurück. Ich merke, dass es sehr windig ist. Im Dorf ist es noch etwas windgeschützt. In einigen Gärten stehen Fahnenmasten. Sie verraten mir, dass dort Fans von Hannover 96 oder Bayern München wohnen, aber vor allem, dass ich erst mal Gegenwind haben werde. Als ich am Ortsschild vorbeifahre und den Schutz der Häuser verlasse, spüre ich den Gegenwind wie eine Wand. Sofort greife ich den Fahrradlenker ganz unten, damit ich dem Wind weniger Angriffsfläche biete. So sitze ich sehr flach auf dem Fahrrad. Um mehr als die nächsten Meter der Straße zu sehen, muss ich den Kopf weit nach hinten in den Nacken beugen. Also ignoriere ich erst mal die Schönheit der Landschaft und konzentriere mich aufs vorankommen. Der Wind rauscht in meinen Ohren. Mein Fahrradcomputer sagt mir, was ich auch so spüre: Mein Puls ist am Anschlag. Die meiste Zeit geht es Flach entlang der Leine. Kurz vor Freden kommt aber noch ein kurzer Anstieg. Unter Rennradlern als Col de Esbeck bekannt, eine kleine Reminiszenz an die die legendären Pässe der Tour de France. Der Gegenwind spielt hier keine Rolle mehr, dafür aber jedes Kilo Körpergewicht. Nach dem Anstieg geht es bergab, aber ich spüre wieder den Gegenwind. Die Abfahrt ist nicht so schnell wie sonst. Nach gut zwanzig Kilometern komme ich in Freden an. Ich fahre über die Brücke, um dann auf der anderen Seite der Leine wieder nach Hause zu fahren. Aber jetzt ist alles anders. Ich habe Rückenwind. Das Rauschen des Windes in den Ohren ist nicht mehr so laut. Ich nehme jetzt auch das Vogelgezwitscher bewusst wahr. Ohne den Gegenwind spüre ich auch die Sonne, wie sie meine Haut wärmt. Mein Puls beruhigt sich langsam. Ich greife den Lenker ganz oben, trete entspannt in die Pedale und genieße die aufblühende Landschaft.

Wenn ich beim Radfahren den Wind spüre muss ich oft an das Wort von Jesus denken: „Der Wind weht, wo er will. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht.“ (Joh 3,8) Jesus spricht im übertragenen Sinn vom Geist Gottes. Der Geist Gottes ist nicht zu sehen, wie auch der Wind nicht zu sehen ist. Aber er ist eine Kraft, die da ist und die auch spürbar ist. Der Geist Gottes kann der Rückenwind im Leben sein. Er kann die Kraft sein, die den nötigen Anschub gibt, er lässt uns leichter und beschwingter durchs Leben kommen und durch ihn sehen wir das Schöne, dass Gott für uns Menschen bereithält, so wie der Rückenwind bei meiner Fahrradtour. Dieses Wochenende ist Pfingsten. Wir feiern, dass Gottes Geist zu den Menschen gekommen ist. Gott möchte uns Menschen durch seinen Geist leiten, damit wir das Gute und Schöne auf dieser Welt erleben und auch selber tun. Probiere es an diesem verlängerten Wochenende doch einmal aus: Ändere deine Richtung, ändere deine Pläne für das Wochenende und nimm den Rückenwind Gottes auf. Gehe zu einem Menschen, dem ein Besuch guttun würde. Mach jemanden eine Freude, der gerade eine Aufmunterung gebrauchen könnte. Oft brauchen wir gar nicht lange nachdenken, damit uns so ein Mensch in den Sinn kommt. Könnte da vielleicht der Geist Gottes in deinem Leben wehen?  Ich bin mir sicher, der Geist Gottes wird dich mit einem dankbaren Lächeln belohnen.

D. Behrens

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