Liebe Geschwister,

bestimmt ist dir auch schon mal etwas kaputt gegangen. Mir passiert das öfters. Beim Tisch decken oder Spülmaschine ausräumen, kommt es immer wieder vor, dass mir ein Teller, eine Schüssel oder ein Glas aus der Hand fällt. Das ist nicht weiter schlimm. Teller, Schüsseln und Gläser haben wir viele und unser Geschirr für den Alltag ist auch nichts Besonderes.

Manchmal geht aber auch etwas Besonderes kaputt. Das passierte es in einem Museum in Haifa in Israel. Dort wurde ein Krug aus der Bronzezeit ausgestellt, der mindestens 3500 Jahre alt war. Das Besondere war, er war unbeschädigt. Krüge aus der Zeit wurden schon oft gefunden, aber in der Regel beschädigt oder nur in Bruchstücken. Dieser Krug war also etwas Besonderes. Eigentlich sollte so ein Ausstellungsstück besonders geschützt werden hinter einer Absperrung oder in einer Glasvitrine. Das Museum in Haifa verfolgt aber einen anderen Ansatz. Ausstellungsstücke sollen möglichst ohne Barrieren präsentiert werden, damit man sie besonders dicht bestaunen kann. Das birgt natürlich ein gewisses Risiko und dann passierte es, der Krug ging zu Bruch. Ein vierjähriger Junge berührte den Krug, der stürzte um und verwandelte sich in einen Haufen Scherben. Das Kinder aus Versehen etwas kaputtmachen gehört zum Alltag einer Familie. Aber welches Kind kann schon behaupten, einen Jahrtausende alten Krug aus der Bronzezeit zerstört zu haben? Wie hat sich der Junge wohl gefühlt, als er merkte, dass er etwas Seltenes und Kostbares kaputtgemacht hat? Als die Eltern geschockt neben ihn standen und Angestellte des Museums angelaufen kamen?

Bemerkenswert ist, wie die Geschichte weitergeht. Die Familie musste keinen Schadensersatz zahlen und bekam auch kein Hausverbot. Ganz im Gegenteil. Der Krug wurde restauriert und dann wurde die Familie in das Museum eingeladen zu einer eigens für sie organisierten Führung, damit der Junge das Erlebte verarbeiten kann. Mir gefällt diese Geschichte, weil nicht Krug im Mittelpunkt steht, sondern der kleine Junge, der aus Versehen etwas kaputt gemacht hatte. Nicht nur der Krug wurde repariert, sondern auch die Emotionen des Jungen, der sich wohl schuldig fühlte.

Das erinnert mich an unseren Gott, der von sich sagt: „Das Gebrochene will ich verbinden.“ (Hesekiel 34,16) Nicht nur Teller, Schüsseln, Gläser oder Krüge können zu Bruch gehen. Auch im Inneren von uns Menschen können Verletzungen an unserer Seele entstehen. Zum Beispiel wenn andere Menschen uns etwas antun und wir enttäuscht und verletzt sind. Aber auch wenn wir selbst an anderen schuldig werden und die Schuld einen bedrückt. Gott will das Gebrochene in dir verbinden, mit seiner Liebe und mit seiner Vergebung.

D. Behrens