Liebe Geschwister,
Am Wochenende sind wir aus unserem Urlaub aus Dänemark zurückgekehrt. Als wir vor einer Woche in den Urlaub gefahren sind, waren wir schon etwas gespannt, was uns an unseren Urlaubsort erwartet. Wir hatten ein Ferienhaus an der Flensburger Förde gemietet. In der Nacht vor unserer Anreise sorgte eine Sturmflut für Pegelstände, die es so noch nicht gab. An den Küsten gab es durch das Wasser Schäden in Millionenhöhe. Je näher wir dem Ferienhaus kamen, desto gespannter waren wir. War dort auch etwas zerstört? Werden wir den Urlaub wie geplant antreten können? Auf dem Weg zum Haus konnte man das Sturmtief, das in der Nacht zuvor gewütet hatte, nur erahnen. Es lag etwas mehr Laub auf den Straßen. Hier und da war auch mal ein etwas größerer Ast abgebrochen. Umgestürzte Bäume sahen wir nicht. Als wir bei unserem Ferienhaus ankamen, waren wir erleichtert. Auch hier gab es keine Schäden durch den Sturm. Am nächsten Tag wollte ich dann angeln gehen. Ich für zu einem Strandabschnitt, der bekannt dafür war, ein gutes Angelrevier zu sein. Doch ich kam nicht hin. An der Hauptstraße, von der der Weg dorthin führte, war eine Absperrung. Von oberhalb sah ich etliche Blinklichter und überflutete Wiesen. Hier hatte der Sturm mit seinem Hochwasser also zugeschlagen. Also für ich zu einem anderen Küstenabschnitt, wo ich in der Vergangenheit immer wieder mal was gefangen habe. Die Straße war zwar nicht abgesperrt, aber an Angeln war nicht zu denken. Der Strand voller Unrat, der angespült wurde, zerstörte Stege, Bäume, die von der Steilküste gestürzt sind und zwischen alle dem eine große Motorjacht, die der Sturm an Land gespült hatte. Im Sommer war ich an den gleichen Stränden, und alles war noch in Ordnung. Jetzt war alles das reinste Chaos. Das war schon bewegend zu sehen, mit welcher Kraft die Natur in einer Nacht alles verändert hat. Während die Aufräumarbeiten in vollem gang sind wird eine Frage mehr und mehr diskutiert: Wie sturmsicher ist die Ostseeküste? Müssen wir mehr und mehr mit solchen Ereignissen rechnen? Ich bin kein Experte in solchen Fragen und muss zum Glück auch nichts entscheiden. Aber ich möchte die Frage auf mich übertragen. Wie sturmsicher ist mein Leben? Stürme sind auch immer wieder ein Bild für Lebenskrisen, die uns so richtig durchschütteln können. Eine Ehe, die in die Brüche geht, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Todesfälle. All das kann das Leben ganz schön durcheinanderbringen und in unserem Inneren etwas kaputt machen. Mittlerweile gibt es viele Ratgeber, um als Person krisenfest zu werden. Unter dem Stichwort Resilienz werden viele hilfreiche Tipps vermittelt: ein stabiles soziales Umfeld, die Situation annehmen und optimistisch in die Zukunft blicken und nach Lösungen zu suchen, um nur einige Ratschläge zu nennen. Wer das kann, kann die Stürme sicherlich besser überstehen. Neben dem ist mir aber besonders ein Wort von Jesus wichtig geworden. In seiner Abschiedsrede konfrontiert seine Jünger damit, dass ihr Leben in der Nachfolge von Jesus auch zu Gegenwind führt. Sie werden also auch Stürmen ausgesetzt, die sie ordentlich durchschütteln werden. Vorher sagt er ihnen aber: „Wie der Vater mich liebt, so liebe ich euch. Haltet an meiner Liebe fest.“ Joh 15,9. Mir gefällt, dass es im Kern darum geht, an Gottes Liebe festzuhalten. Wenn Krisen etwas aus meinem Leben reißen, dann will ich mich zuerst an Gottes Liebe festhalten. Wenn Stürme durch mein Leben wehen und ich davorstehe, den Halt zu verlieren, dann will ich mich zuerst an Gottes Liebe festhalten. Das klingt vielleicht immer etwas platt und abgedroschen, aber das ist unendlich viel wert. Bei allen Krisen, bei allem Scheitern und in allen Anfechtungen bin ich von Gott geliebt.
D. Behrens
