Veränderungen

Liebe Geschwister,

was macht ein Pastor an seinem freien Tag, wenn die Frau bei der Arbeit und die Kinder im Kindergarten und der Schule sind? Er streicht das Wohnzimmer und hört sich dabei einen Vortrag an über antike Alltagstexte und ihre Relevanz für das Neue Testament. Keine Angst, ich halte dir jetzt keinen Vortrag über antike Alltagstexte. Ich gebe dir auch keine Heimwerker-Tipps. Mich hat beim Streichen unseres Wohnzimmers etwas anderes bewegt. Es war die Erkenntnis, wie nötig ein neuer Anstrich war. Als wir im Sommer 2018 in das Haus gezogen sind, habe ich das Wohnzimmer schon einmal gestrichen. Als erstrahlte im hellsten Weiß. Mit der Zeit kamen die ersten Spuren an den Wänden, zum Beispiel von schmutzigen Kinderhänden. Kaffeeflecken, da ich meinen Kaffeebecher gerne auf der Heizung neben dem Sofa abstelle. Und Ruß von Kerzen, die in der dunklen Jahreszeit immer wieder das Wohnzimmer erleuchteten. Als ich mir dann vor einigen Wochen die Wände ansah, dachte ich mir, dass das Wohnzimmer einen Anstrich vertragen könnte. Ich war erstaunt, als ich die erste Farbe auf der Wand aufbrachte. Da habe ich erst gesehen, wie dringend nötig der Anstrich war. Was ich noch für Weiß hielt, war in Wirklichkeit irgendein Farbton zwischen Grau und Beige. Da sich diese Veränderung aber über mehr als vier Jahre hinzog, habe ich die Veränderung gar nicht so wahrgenommen. Beim Streichen der Wände dachte ich deshalb über Veränderung nach. Manchmal geht Veränderung ganz langsam und schleichend, und manchmal auch ganz plötzlich. Gott lädt den Menschen auch immer wieder dazu ein, durch ihn verändert zu werden:

Deshalb sollt ihr den alten Menschen ablegen, denn er entspricht der früheren Lebensweise. Er wird sich zugrunde richten durch seine trügerischen Begierden. Lasst euch dadurch erneuern, dass Gottes Geist in eurem Verstand wirkt. Und zieht den neuen Menschen an wie ein neues Gewand. Denn er ist nach Gottes Bild geschaffen und dadurch fähig zu wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Deshalb sollt ihr die Lüge ablegen. Vielmehr soll jeder die Wahrheit sagen, wenn ihr miteinander redet. Epheserbrief 4,22-25

Paulus ermutigt die Menschen in der Gemeinde in Ephesus dazu, sich verändern zu lassen. Dabei ruft Paulus die Taufe in Erinnerung. Damals legten die Menschen vor ihrer Taufe ihre Alltagskleidung ab und bekamen bei der Taufe neue weiße Kleidung. Die weiße Kleidung war ein Zeichen für das neue Leben, das durch den Glauben an Jesus begonnen hatte. Natürlich ist es nicht das Wasser oder der Ritus, der die Veränderung bewirkt. Die Veränderung kommt durch den Heiligen Geist, der in den Menschen wirkt. Daran glaube ich fest, Veränderung ist durch Gottes Geist möglich. Ich muss aber auch zugeben, dass ich dabei Fragen habe. Ich nehme die Veränderung an mir mitunter gar nicht wahr. So wie ich nicht gemerkt habe, dass sich die Wände im Wohnzimmer langsam von Weiß zu Grau verändert haben. Bei anderen Menschen fällt es mir leichter Veränderungen zu erkennen, besonders, wenn ich jemanden länger nicht getroffen habe. Mir machen da aber auch die biblischen Geschichten Mut. Paulus spricht in dem Textabschnitt das Thema Lügen an: „Jeder soll die Wahrheit sagen.“  Die Menschen der Bibel sind nicht frei vom Lügen. Als Jesus verhaftet wurde, sagte Petrus kleinlaut: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Als der Hahn krähte, wurde Petrus dann bewusst, dass er mehrmals nicht die Wahrheit gesagt und Jesus verleugnet hat. Die Geschichte könnte hier zu Ende sein. Gott hätte hier einen Schlussstrich unter seiner Geschichte mit Petrus ziehen können. Aber die Geschichte geht weiter, weil Veränderung möglich ist. Als Jesus auferstanden war und dem Petrus begegnete, frage er diesen mehrmals, ober er ihn liebt. Immer wieder sagt Petrus deutlich, dass er Jesus lieb hat. Daraufhin gibt Jesus Petrus den Auftrag, das weiterzumachen, was Jesus begonnen hat. Ich glaube, dass Petrus da gemerkt hat: „Veränderung ist möglich. Ich kann mich ändern.“

D. Behrens

GDPR Cookie Consent mit Real Cookie Banner