Liebe Geschwister,
am Sonntag ist der 1. Advent. Für viele beginnt jetzt die Zeit des Wartens auf Weihnachten. Bei uns zu Hause hat die Zeit des Wartens schon länger begonnen. Seit dem Ende der Herbstferien fragen mich meine Kinder, wie lange es noch bis zum 1. Dezember dauert, weil sie sich so auf ihre Adventskalender und die gesamte Adventszeit freuen. Eigentlich könnten wir einen Kalender gebrauchen, der anzeigt, wie lange es dauert, bis die Adventskalender beginnen. Warten gehört halt zum Leben dazu und es gibt ja noch viel mehr, auf das wir warten als auf Weihnachten. Jugendliche warten darauf, endlich achtzehn zu werden. Menschen warten auf Arzttermine, auf Menschen die zu spät kommen oder darauf, dass das Essen fertig wird. Manchmal warten wir, dass etwas endlich passiert und manchmal auch darauf, dass etwas zu Ende geht. In den biblischen Geschichten rund um Jesus Geburt wird auch von einem Mann erzählt, der gewartet hat.
Ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. Lk 2,25
Simeon konnte warten. Wir wissen nicht viel über ihn, aber dass sein Leben von einer Erwartungshaltung geprägt war. Er wartete auf den versprochenen Retter. Er hatte von Gott das Versprechen bekommen, dass er diesen Retter noch sehen würde. Vorher würde er nicht sterben. Aber es dauerte, Simeon war alt geworden. Wobei Simeon eigentlich gar nicht so lange warten musste. Der Retter Israels und der ganzen Welt war schon von Anfang an versprochen. In der Geschichte mit Adam und Eva, dann bei König David und dann in der Zeit der Propheten verspricht Gott einen Retter. Und über die Zeit wurde Gott auch immer konkreter, bis hin zur Ortsangabe, dass dieser Retter aus Bethlehem kommen werde. So gesehen musste Simeon nur noch das letzte Bisschen abwarten, bis Gott sein Versprechen wahr machte. Aber aus Simeons Perspektive war es natürlich eine lange Zeit, die er warten musste. Aber eines Tages sagte Gott durch seinen Heiligen Geist zu Simeon, dass das Warten ein Ende hat. Im Tempel würde er das Kind sehen, dass der Retter der Welt ist. Und so durfte er Jesus in den Armen halten.
Wie leicht fällt es dir zu warten? Gibt es etwas, auf das du schon lange wartest? Mitunter warten wir, dass sich jemand endlich mal meldet. Wir warten darauf, dass jemanden etwas leidtut und Versöhnung möglich wird. Wir warten darauf, dass jemand sich endlich ändert. Von Simeon können wir lernen, dass Warten sich lohnen kann. Indem eben genannten gibt es dafür aber keine Garantie. Wir müssen leider immer wieder erkennen, dass bei manchen Menschen und Situationen alles Warten vergebens ist. Ganz im Gegenteil, wenn Gott etwas versprochen hat, dann lohnt es sich immer zu warten. Und sei es wie bei Simeon ein Leben lang.
D. Behrens