„Wasser marsch“

Liebe Geschwister,

am Samstag haben wir uns als Familie aufgemacht, um den Nachmittag auf der Landesgartenschau zu verbringen. Mein Sohn war nicht sehr begeistert. Er war gerade damit beschäftigt, in seinem Zimmer mit Lego zu spielen und wollte lieber zu Hause bleiben. Das hat er uns auch auf der Fahrt deutlich mitgeteilt. Er stellte ganz deutlich die Frage, warum wir denn jetzt dahinfahren müssen. Als wir dann bei der Landesgartenschau waren, gingen wir Richtung Wasserspielplatz. Auf einem kleinen Hügel haben die Kinder dort die Möglichkeit, Wasser hochzupumpen, aufzustauen oder umzuleiten, bis es sich dann in einem Becken sammelt, von wo es wieder hochgepumpt werden kann. Die Stimmung war bei dem Gang über das Gelände immer noch am Boden. Ich versuchte ihm zu erzählen, was er dort alles machen kann und wie viel Spaß er dort haben würde, aber das beruhigte ihn nicht. Also dachte ich mir, dass ich die schlechte Stimmung aushalten muss, bis wir da sind. Ein bisschen besser wurde sie, als wir mit dem Floß über den Osterbergsee fuhren. Danach ging es weiter zum Spielplatz. Als wir angekommen waren, dauerte es nicht lange, bis die Stimmung sich änderte. Sofort waren meine Kinder dabei, dass Wasser aufzustauen und umzuleiten. Nur irgendwie musste das Wasser ja noch oben kommen. Das war meine Aufgabe. So stand ich eine ganze Zeit oben auf dem Hügel und pumpte so gut es ging. Irgendwann brauchte ich eine Pause und setzte mich auf eine Mauer bei Spielplatz, um einen Kaffee zu trinken. „Papa, du musst weiterarbeiten“, wurde mir sofort zugerufen. Ein paar Mal konnte ich die Aufforderung ignorieren, aber dann blieb mir nichts anderes übrig, als wieder auf den Hügel zu gehen, um weiter zu pumpen, mit meinem Becher Kaffee in der Hand. Irgendwann wollten wir wieder aufbrechen. Wieder gab es Proteste wie auf dem Hinweg, aber diesmal, weil mein Sohn nicht mehr wegwollte.

Während ich am pumpen war, musste ich an die Bedeutung von Wasser in der Bibel denken. Jesus bezeichnet sich als Quelle des lebendigen Wassers (Joh 4). Er meint damit, dass bei ihm alles menschliche Dürsten gestillt wird. Nicht den normalen Durst, den wir an heißen Tagen oder nach körperlicher Anstrengung haben, sondern einen tieferliegenden Durst in der menschlichen Seele. Vielen Menschen ist es nicht einmal bewusst, dass sie diesen Durst haben und auch nicht, wo er gestillt werden kann. Mein Sohn hatte ja auch keine Vorstellung davon, wie viel Spaß er am Wasserspielplatz haben wird. Das musste er erst selbst erleben. Seine Perspektive war, dass er sein Zimmer verlassen musste, ohne zu wissen, dass da noch was Besseres kommen sollte. Ich musste aber auch über meine Perspektive nachdenken. Mir war klar, dass er ganz viel Spaß haben wird, aber bis dahin musste ich seinen Protest aushalten. Und am Wasserspielplatz lag es auch an mir, dass er sich dort wohlfühlte. Je mehr ich pumpte, desto mehr Wasser gab es.

Ich wünsche uns Christen, dass wir zu Begleitern werden, die Menschen zur Quelle des lebendigen Wassers führen. Lasst uns auf dem Weg dahin die Anfragen und Kritik gelassen hinnehmen. Und lasst uns dafür sorgen, dass die Menschen gerne bei der Quelle sind. Die ganze Zeit zu pumpen war für mich schon anstrengend, aber die Entschädigung waren glückliche Kinder, meine eigenen und noch alle anderen, die gerade am Wasserspielplatz waren.

D. Behrens

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